… für unsere Unabhängigkeit

Als wir am Ostermontag 2011 mit 20.000 Menschen das AKW Grohnde umzingelten, sollte dies eigentlich eine Kundgebung zum 25. Jahrestag von Tschernobyl werden. Es wurde zu einer Mahnwache für den Supergau in Fukushima und zu einer der größten Anti-AKW-Kundgebungen, die die Bundesrepublik bis dahin gesehen hatte. Denn zeitgleich demonstrierten an nahezu allen weiteren deutschen AKW-Standorten ähnlich viele Menschen. Es folgte zunächst ein Moratorium und schließlich das zweite Atomausstiegsgesetz der Regierung Merkel. Es war das endgültige Aus für die Atomkraft in Deutschland. Die Anti-Atomkraftbewegung hatte Geschichte geschrieben.

Heute scheint es, als wäre das Kapitel „Atomkraft“ in Deutschland endgültig abgeschlossen. Nach der Abschaltung des AKW Grohnde bleiben in Deutschland nur noch drei AKW am Netz, deren Abschaltung zum 31.12.2022 folgen wird. Eins davon ist das AKW Emsland in Niedersachsen.

Mit dem Rückbau des AKW Grohnde steht die Endlagerfrage jetzt auch vor unserer Haustür. Das Zwischenlager am AKW-Standort in Grohnde wird uns noch viele Jahrzehnte erhalten bleiben. Die Suche nach einem geeigneten Endlager betrifft auch unseren Landkreis. Und die geplanten Lagerstandorte in Würgassen und Salzgitter können uns genauso wenig unberührt lassen, wie die mögliche Verklappung von niedrigstrahlendem Bauschutt im Steinbruch Ith.

Mit dem Krieg in der Ukraine hat der Atomausstieg neuen Rückenwind bekommen. Ich erinnere mich lebhaft an die Meldungen steigender Radioaktivität als die russische Armee das Reaktorgelände in Tschernobyl eingenommen hat und die Sorge, die mich in diesen Tagen erfüllte. Wir alle erleben die Auswirkungen des Krieges auf die Energiepreise und damit nicht nur auf unsere Lebenshaltungskosten sondern auch auf unsere Wirtschaft und Arbeitsplätze.

Energiepolitik war schon immer auch Sicherheits- und Friedenspolitik. In einer Gesellschaft, die seit über 70 Jahren in Frieden lebt und die Handelsverflechtungen mit anderen Staaten als Friedensgarant begriffen und erlebt hat, ist das jedoch zunehmend in Vergessenheit geraten. Wenn es jetzt heißt, die energiepolitischen Abhängigkeiten von kriegstreibenden Staaten zu beenden, dann heißt das, die energiepolitischen Versäumnisse vorangegangener Regierungen aufzuholen. Das heißt, die Energiewende im Turbogang umzusetzen und dabei nicht die Auswirkungen auf Mensch und Natur auszublenden.  

Ich will all diese Prozesse, die mit dem Rückbau der nds. AKW und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien im Zusammenhang stehen mit voller Aufmerksamkeit begleiten und meine Vernetzung in die Umweltverbände und Initiativen nutzen um ihren Anliegen auch politisch Gehör zu verschaffen.

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